Keep It Wild

Slowenien - Das grüne Juwel Europas

Im September 2020 ging es für uns endlich nach Slowenien.
Wenn ich daran zurückdenke, fallen mir zuerst das völlig unwirklich aussehende Wasser der Soča, die völlig menschenleeren Trails, die so unberührt erscheinende Natur und das perfekte Foto- und Wanderwetter ein.

Ich kann aus vollster Überzeugung sagen, dass das der schönste Urlaub war, den wir bisher hatten. Vielleicht ist das auch der Tatsache geschuldet, dass alles bis zum Tag unserer Abreise coronabedingt noch so ungewiss war… oder auch, weil es mit 10 Tagen unser bisher längster Urlaub und somit unsere längste Auszeit war… Im Endeffekt ist es ja auch egal. Feststeht, dass ich es nicht erwarten kann, wieder in dieses tolle Land und in die wunderschönen Bergregionen zurückzukehren.

Eine kurze videografische Zusammenfassung unserer Reise findet ihr hier.

Wenn ihr auch noch bereit für ein bisschen mehr „Input“ und eine wahre Bilderflut seid, dann lest hier gerne weiter 🙂

Die Gosauseen (Salzkammergut)

Unsere Reise begann in der Nacht des 01.Septembers 2020 und verlief auf dem direktesten Weg ins österreichische Salzkammergut – und der führte uns durch Tschechien. Rückblickend betrachtet nicht unsere beste Idee, fanden wir uns doch irgendwann in einem tschechischen Dorf wieder, ohne Internet, ohne Navi und mit Schildern, die in allen Richtungen einfach „nö“ sagten, ohne eine Alternative anzuzeigen… ziemlich wild war also schon unsere Anreise.

Trotz aller Verwirrungen kamen wir gegen Mittag an unserem ersten Ziel, den Gosauseen, an und sofort hielt mich nichts mehr auf dem Sitz. Nach etwa 10 Sekunden hatte ich bereits die Kamera vor der Nase und war vollends begeistert von der Stimmung, die sich uns dort bot. Es war genauso, wie ich es mir schon so lange gewünscht hatte: regnerisch mit dicken Wolken, die hin und wieder von den umliegenden Gipfel durchbrochen wurden.

Unsere erste Wanderung sollte relativ kurz sein und als Härtetest für mein Bein dienen – ich hatte bis zum Urlaub schon länger mit einem Schienbeinkantensyndrom zu kämpfen. So führte uns unsere Tour am Seeufer des Vorderen Gosausees entlang, dann durch einen nebelverhangenen wunderschönen Wald bis zum hinteren Gosausee. Das getapete Bein hielt, die Stimmung war blendend und ich schon an Tag 1 unseres Urlaubs überglücklich über meine Fotos und unser Wetterglück. Den verregneten Abend und die überraschend kalte Nacht verbrachten wir etwas abseits in unserem Auto, nur um am nächsten Morgen kurz vor Sonnenaufgang wieder mit der Kamera bewaffnet in Richtung See zu stolpern. Das erhoffte Sonnenaufgangsspektakel fiel leider aus, dafür hatten wir eine unfassbar schöne blaue Stimmung und nach wie vor wunderschöne Wolken- und Nebelspiele, so dass wir uns entschieden, vor unserer Abfahrt noch ein bisschen Zeit dort zu verbringen und den vorderen der beiden Seen zu umrunden.

Der Bleder See

Danach ging unsere Reise weiter: unser nächster Halt hieß schon Slowenien, genauer gesagt war der Bleder See unser Ziel für diesen Tag. Eigentlich wollte ich ihn sogar auslassen, weil ich befürchtete, vor Menschenmassen keinen Schritt treten zu können. Schließlich ist der wunderschöne See mit der Insel und der Kirche scheinbar DAS Aushängeschild für Tourismus in Slowenien. Was wir also erwarteten: Unmengen an Menschen, die überall im Weg rumstehen und die immer gleichen Fotos schießen. Was wir stattdessen fanden: völlig einsame wunderschöne Pfade bergauf und bergab rund um den See. Menschen sahen wir bei unserer Umrundung kaum und auch direkt am Seeufer war es relativ ruhig. Vielleicht auch dem regnerischen Wetter oder dem Zeitpunkt mitten in der Woche geschuldet… auf jeden Fall hat mich der Bleder See völlig begeistert und eine perfekte Einstimmung auf unsere Zeit in Slowenien geliefert.

Naturreservat Zelenci

Weiter ging es für uns zum Zelenci Naturreservat. Dieses winzige aber trotzdem nicht weniger beeindruckende Fleckchen Erde hat uns völlig in seinen Bann gezogen. Ein kleiner smaragdgrüner See bildet das Herzstück des Naturreservats. Man erreicht ihn über schmale Holzstege, die durch ein mooriges Waldstück führen und kann von hier aus die umliegende atemberaubende Bergszenerie betrachten und im Wasser nach den Quellen Ausschau halten, aus denen glasklares Wasser sprudelt. Total faszinierend!

Vršič-Pass und Mala Mojstrovka (2.332 m)

Unsere Nacht verbrachten wir auf einem nahegelegenen Camperstop. Von hier aus starteten wir am nächsten Morgen unsere wohl spannendste Autofahrt: die Überquerung des Vršič-Passes. Der Vršič-Pass ist Sloweniens höchster asphaltierter Gebirgspass und führt über 50 Haarnadelkurven bis ins Soča-Tal. Am höchsten Punkt des Passes parkten wir unser Auto und begannen unsere erste „richtige“ Wanderung des Urlaubs. Unser Ziel war der Mala Mojstrovka (2.332 m). Hier durften wir auch das erste Mal in unserem Leben erfahren, was es heißt, über die Wolken hinauszusteigen. Es war wirklich atemberaubend anzusehen – unter uns die weißen Wolken, aus denen die höheren Gipfel herausragten und wir waren einfach über all‘ dem und stiegen immer noch weiter auf.

Besonders beeindruckend war der Moment, als wir oben am Kamm ankamen. Kenai ging wie immer voraus, natürlich wie immer mit mir über Leine und Bauchgurt verbunden. Am Kamm zögerte er plötzlich, schaute ganz vorsichtig voraus… nachdem ich bei ihm ankam, verstand ich dann auch, wieso. Da war dieser schmale Kamm… und dahinter einfach nichts mehr außer gähnender, hunderte Meter abfallender Tiefe, Wolken und ganz großes Nichts. Was für ein Moment!

Das Soča-Tal

Nach dieser tollen Wanderung setzten wir unsere Fahrt auf dem Pass fort. Ich kann mich noch genau an den Moment erinnern, in dem ich die Soča das erste Mal sah. Ich dachte: „Das kann unmöglich echt sein- der Fluss kann einfach nicht SO blau sein“. Doch, es ist so. Für mich ist es wirklich der mit Abstand schönste Fluss, den ich je gesehen habe. So waren wir auch überglücklich, einen Campingplatz an ebendiesem wunderschönen Naturwunder ergattert zu haben und ließen es uns nicht nehmen, direkt in eine der nahen Gumpen zu springen. Das Wasser war wirklich eiskalt, aber das war es wirklich wert. Direkt in der Nähe unseres Campingplatzes befanden sich auch die Velika korita Soče (große Soča-Tröge). Wir verbrachten den restlichen Tag am Fluss und ließen den Abend dann traditionell mit Nudeln und Pesto (und der ersten Dusche seit drei Tagen!!) ausklingen.

Unsere größte Herausforderung - der Bavški Grintavec

Als wir ein paar Karten studierten, um die nächste Wanderung zu planen, fiel uns erst auf, dass die umliegenden Berge entweder überhaupt nicht durch Wanderrouten erschlossen oder einfach zu weit weg waren. Eine Tour sprang uns aber direkt ins Auge: der Gipfel Bavški Grintavec mit seinen 2.347 m und der auf der Internetseite des Soca-Tals angegebene Gehzeit der Tour von 5 Stunden erschien uns ein tolles Ziel für unsere nächste Wanderung zu sein.

 

Vom Campingplatz aus waren es ein paar Kilometer den Fluss entlang und dann ging es los: über 2.000 Höhenmeter auf nur 5,5 km Strecke – unsere erste Tour mit so vielen Höhenmetern. Erst ging es durch verwunschene Wälder, später durch lichte Zirbenfelder und die letzten 500 Höhenmeter einfach nur noch über Geröll, dabei aber ständig steil bergauf ohne Chance auf Erholung. Etwa alle 100 Höhenmeter mussten wir pausieren und stellten unser Vorhaben immer wieder in Frage. So kämpften wir uns immer weiter bergauf, bis wir schließlich etwa eine halbe Stunde unterhalb des Gipfels an eine kaum überwindbar scheinende Kletterstelle gelangten. Wir waren echt unsicher, ob Kenai das schaffen würde, aber da Umkehren so kurz vor dem Ziel keine wirkliche Option mehr war, wagten wir es. Mit Geduld und etwas gutem Zureden sprang er von Stein zu Stein weiter nach oben und auch beim späteren Abstieg hatte er von uns Dreien an dieser Stelle die geringsten Probleme. Wir schafften es völlig erschöpft, aber überglücklich zum Gipfel und es war das erste Mal bei einer Wanderung, dass ich meine Tränen nicht mehr zurückhalten konnte, so überwältigt war ich.

Der Abstieg über das Geröll kostete uns dann noch einmal viel Kraft und Konzentration, aber der Rest der Tour kam uns im Gegensatz zum Aufstieg geradezu spielend leicht vor. Am Ende bleibt zu sagen: jeder gequälte Schritt, jeder schmerzende Muskel, jede Verfluchung, jedes „Warum genau tun wir uns das an?!“ waren es wert. Uns bleibt für immer diese Erinnerung an die Besteigung unseres persönlichen kleinen „Mount Everest“, der Stolz über unsere Leistung, die Glücksmomente am Gipfel… ich glaube, das war unser schönstes und auch anstrengendstes Abenteuer, das wir bisher zusammen erleben durften.
Nach dieser wirklich spannenden Tour (18 km, 12 Stunden, 2.150 Höhenmeter) wollten wir es am nächsten Tag aber definitiv etwas ruhiger angehen lassen…

Sunik-Wasserhain

Die Umgebung um unseren Campingplatz lud geradezu zu einer leichten Wanderung ein, weshalb es auch nicht allzu schwer war, die Motivation wiederzufinden, erneut in die Wanderschuhe zu steigen. Dieses Mal ging es aber relativ ebenerdig den Fluss entlang bis zum ersten kleinen Highlight: der Zusammenfluss der beiden Flüsse Soča und Lepena. Wirklich faszinierend, wie unterschiedlich Wasser aussehen kann! Weiter ging es für uns dann zum Sunik-Wasserhain (Sunikov vodni gaj) — ein wirklich wunderschönes und ruhiges Plätzchen Erde. Überall gibt es kleine Wasserfälle, schmale Brücken und Gumpen, die trotz eiskaltem Wasser zu einem kurzen Bad einladen. Man fühlt sich wie in einer anderen Welt, so grün und mystisch wirkt die Szenerie.

Wasserfall Boka

Nach diesem Ausflug war es dann leider auch an der Zeit, unser Zelt abzubauen und dem wunderschönen Campingplatz direkt am Fluss Lebewohl zu sagen. Immer dem Soča-Tal folgend fuhren wir zu unserem nächsten Zeltplatz, kurz vor Tolmin.
Zwischendurch stoppten wir noch am Slap Boka und ließen es uns auch nicht nehmen, an den Touristen am Fuße des Wasserfalls vorbeizumarschieren und doch noch einige Höhenmeter nach oben bis zu einem höhergelegenen Aussichtspunkt aufzusteigen. So ganz ohne Höhenmeter können wir den Tag ja nicht enden lassen… 😀 Leider stand die Sonne relativ ungünstig, so dass ein Schatten den Wasserfall teilte. Beeindruckend anzusehen waren die herabstürzenden Wassermassen aber allemal.
Am Campingplatz angekommen war ordentlich etwas los, war es doch Samstagnachmittag und offensichtlich eine Paraglidingveranstaltung in vollem Gange. Die Paraglider landeten auf einer Wiese neben oder einfach direkt auf unserem neuen Zeltplatz und wir (inklusive Kenai :D) hatten viel zum Gucken und Staunen.

Sonnenaufgang über den Wolken

Eine Sache vermisste ich bis dato aber noch sehr: einen wunderschönen Sonnenaufgang vom Gipfel aus zu genießen. Nach kurzer Berechnung kamen wir zu dem Ergebnis, dass wir von unserem Standort aus für so eine Aktion ungefähr um 2 Uhr nachts loslaufen müssten. Hatten wir auch schon oft genug gemacht, nur waren wir nach den vergangenen Wandertagen doch ein bisschen ausgelaugt… als wir auf der Karte dann aber einen Berg entdeckten, auf den eine Straße führte und der auch noch zwei perfekt anmutende Aussichtspunkte auswies, war die Sache für uns fast klar. Als der Wecker dann um 4:45Uhr klingelte und ein Blick nach draußen nichts als dichtem Nebel zeigte, waren wir kurz davor, uns wieder schlafen zu legen. Ich bin bis heute dankbar, dass in mir ein ganz kleiner Funken voller Hoffnung sagte: „Vielleicht kommt ihr ja über den Nebel…“ und wir uns doch auf den Weg machten.

Wenn ich an diesen Morgen denke, breitet sich immer noch ein breites Grinsen in meinem Gesicht und ein Flattern in meinem Bauch aus. Es war alles, was ich mir je erträumt habe. Viel schöner, als dass ich es je beschreiben könnte. Wir drei allein, hoch über den Wolken. Alle Geräusche des Tales verschluckt durch die weißen Wogen. Das einzige Geräusch, das zu hören war, war der Ruf einer Eule aus einem Wald ein Stück unter uns. Und dann kam die Sonne – genau zwischen zwei Gipfeln blitzte sie das erste Mal hervor. Es wurde immer heller, immer wärmer, aber trotzdem nicht weniger schön. Ich weiß nicht genau, wie lange wir da so saßen… ich weiß nur, dass das mit Sicherheit der schönste Sonnenaufgang unseres bisherigen Lebens war.

Kammweg Kolovrat

Noch ganz glückstrunken von diesem wunderschönen Erlebnis liefen wir noch über den Kammweg vom Freilichtmuseum Kolovrat über grüne seichte Hügel bis zum Gipfel Kuk und wieder zurück. Der Weg verläuft direkt an der Grenze zu Italien und mit dem Wetterglück auf seiner Seite kann man bis zur adriatischen Küste blicken.

Wasserfall Kozjak

Nach einer kleinen Pause auf dem Campingplatz und einem kurzen Regenschauer beschlossen wir, noch einen Punkt auf meiner To-Do-Liste abzuhaken: Den Kozjak-Wasserfall. Da es schon etwas später am Nachmittag war, war es nicht ganz so überfüllt wie befürchtet. Natürlich war es aber nicht so einsam wie bei den Wanderungen davor. Ich hätte aber auf keinen Fall auf dieses Erlebnis verzichten wollen. Egal, wie viele Bilder ich vorher schon von dem Wasserfall gesehen habe: Es war wirklich atemberaubend, ihn wirklich zu erleben. In der Höhle zu stehen, das laute Rauschen zu hören und einfach völlig fasziniert zu sein von dem, was die Natur so zaubert. Wir schlossen den Tag noch mit einer kleinen Wanderrunde in der umliegenden Natur ab und fielen dann nur noch ins Bett.

Tolminer Klamm

Der nächste Tag stand wieder im Zeichen des Abschiedes: wir verließen den Campingplatz in aller Früh und wollten es uns nicht nehmen lassen, die nahegelegene Tolminer Klamm zu erkunden. Wir waren so früh dran, dass wir die einzigen Menschen dort waren und konnten die faszinierende Umgebung ganz für uns allein genießen. Besonders das Regenwaldgefühl durch die so grüne Vegetation und die hohe Luftfeuchtigkeit hat mich völlig in seinen Bann gezogen. Und so verging eine weitere wunderschöne Wanderung, an die ich mich vermutlich noch sehr lange erinnern werde, viel zu schnell und für uns war es an der Zeit, weiterzuziehen.

Bohinj-See und Wasserfall Savica

Die anschließende Fahrt von Tolmin bis zu unserem nächsten Ziel, dem Bohinj-See, wollte hingegen gefühlt nicht enden. Umso glücklicher war ich als wir endlich an einem Parkplatz ankamen und es wieder zu Fuß weitergehen konnte. Für die geplante Umrundung des Sees war es leider schon etwas zu spät, deswegen gingen wir nur auf einer Seite des Sees und an einem kleinen Fluss entlang bis zum Slap Savica. Die umliegenden Gipfel wurden von den dichten Wolken verschluckt und der Nebel kroch über den Fluss – mit Kenai mittendrin war die Szenerie schon wieder unfassbar schön. Auch der Wasserfall war wunderschön anzusehen. Leider war es doch recht voll und der Wasserfall durch ein großes Eisentor vom Wanderweg getrennt. So konnte ich nur das standardmäßige Wasserfallfoto mitnehmen, was aber auch okay war… Fotos hatte ich in diesem Urlaub wahrlich schon genug gemacht.

 

Das Tal der Triglav-Seen

Die Nacht verbrachten wir auf einem nahegelegenen Camperstop und am nächsten Morgen brachen wir zu unseren letzten Wanderung auf slowenischem Boden auf. Geplant war eine Tour im Tal der Triglav-Seen. Dafür ging es zuerst mit dem Auto eine lange Mautstraße hin-auf.

An dem Punkt unserer Reise waren wir so fit, dass wir unsere Tour (immerhin auch knapp 20 km mit 1.400 Höhenmetern) mit Leichtigkeit nahmen und uns ein bisschen ärgerten, dass wir uns gegen die ursprünglich geplante komplette Route entlang der sieben Triglav-Seen entschieden und unser Ziel für den Tag nur der Spiegelsee war. Von einer Spiegelung war an dem Tag auch nichts zu sehen, so dicht war der Nebel. Aber wie sagt man so schön: der Weg ist das Ziel. Und diese mystische Stimmung ist eh meine liebste. Ich glaube, an dem Tag sind auch meine fast liebsten Bilder des Urlaubs entstanden!

Danach war es für uns leider an der Zeit, Slowenien mit zwei weinenden Augen Lebewohl zu sagen.

Heimwärts - Ein letztes Highlight hoch über'm Königssee

Als letztes Highlight unserer Reise hatte ich mir überlegt, auf dem Heimweg noch einen Zwischenstop irgendwo in Bayern oder Österreich einzulegen. Die Wahl fiel auf das Berchtesgadener Land. Am Königssee waren wir schon einige Male und der Nationalpark ist wirklich un-fassbar schön. So sahen das offensichtlich auch alle anderen Menschen — mit Erschrecken mussten wir feststellen, dass auf keinem Campingplatz auch nur eine winzige Lücke für unser Zelt zu finden war. So blieb uns nichts anderes übrig als uns einen Stellplatz zu suchen und im Auto zu übernachten. Versteht mich nicht falsch, ich liebe es, im Auto zu schlafen! Aber ich bin auch ein unglaublicher Angsthase und habe immer ziemliche Sorge, Ärger zu bekommen. Als wir einen Parkplatz fanden, auf dem kein nächtliches Parkverbot herrschte und auch schon ungefähr 30 Wohnmobile und Camper standen, entschieden wir, uns da mit einzureihen. Es war nicht unbedingt der schönste Stellplatz, aber im Grunde ja auch nur Mittel zum Zweck– zum Weiterfahren wären wir nämlich definitiv zu müde gewesen.
Am nächsten Morgen machten wir uns sehr früh auf den Weg zum See, um möglichst vor den vielen anderen Touristen an den Booten zu sein. Wir hatten nämlich geplant, die Überfahrt bis St. Bartholomä mitzumachen und von dort aus mit unserer Wanderung zu starten. Natürlich waren auch schon vor dem Start des ersten Boots unendlich lange Schlangen an den Kassen und Ernüchterung stellte sich ein. Außerdem fühlte ich einen gewissen Zeitdruck im Nacken – ich war mir nicht ganz sicher, wie lange wir für die geplante Tour brauchen würden. Wir starteten dann irgendwann etwas verspätet und mit einem sehr unleidlichen Kenai (an Bord des Schiffes herrscht Maulkorbpflicht und den findet er trotz Trainings nach wie vor ziemlich blöde) und schipperten durch die dichte Nebeldecke über den Königssee.

In St. Bartholomä bogen wir schnellstmöglich von den Hauptwegen ab und entfernten uns dadurch von dem größten Trubel. Im Wald wurden wir von einem magischen Spiel aus Nebel und Licht empfangen und ich konnte nicht anders als hunderte Fotos zu machen. Unser Weg führte uns bis zur berühmten Eiskapelle am Fuße des Watzmanns. Ich wollte dieses Naturschauspiel gerne noch einmal in seiner vollen Pracht mit eigenen Augen sehen, ist sie doch durch den Klimawandel so bedroht. Die Eiskapelle war wirklich wahnsinnig beeindruckend. Eigentlich hatte ich geplant, viele viele Fotos zu machen, aber ich war einfach zu überwältigt (und hatte auch ganz schöne Angst). Von der Decke tropften Unmengen an Wasser –so machte ich nur einige wenige Schnappschüsse und mich danach schnellstens wieder auf den Weg aus der Höhle. Trotzdem bin ich sehr froh, diesen unglaublich faszinierenden Ort einmal besucht zu haben.

Nach diesem Erlebnis begann unsere eigentliche Tour: wir wollten den Rinnkendlsteig nehmen und dann über Archenkanzel und Kührointalm wieder zurück nach Schönau laufen. Im Vorfeld hatte ich mich ausführlich informiert und mir war bewusst, dass es einige Stellen geben würde, an denen es mit Hund etwas knifflig werden könnte. Ich war mir aber fast sicher, dass unser Adventuredog auch dieses kleine Abenteuer mit uns meistern würde. So stiegen wir vom Ufer des Sees immer weiter auf bis die Bäume sich lichteten und wir die pralle Septembersonne richtig zu spüren bekamen. Der Weg wurde teilweise schwieriger, an manchen Stellen war der Weg recht ausgesetzt und zwei oder drei Mal gab es Steigeisen zur Unterstützung. Der Weg war insgesamt wirklich nicht zu unterschätzen, geht es doch an manchen Stellen nur über schmale Trails und daneben steil bergab bis zum See. Über eine kleine Schlucht, gesichert durch Eisentritte, musste Kenai kurz getragen werden, alle anderen Stellen meisterte er mit Bravour oder suchte sich einfach seine eigene Route. Alles in allem war es ein wirklich toller Steig, für den wir von St. Bartholomä bis zur Archenkanzel unter 2 Stunden brauchten. Insgesamt waren wir an dem Tag noch einmal 19 km mit 1.550 Höhenmetern unterwegs. Es ist so schade, dass der Urlaub immer genau dann endet, wenn wir uns an das Bergaufgehen gewöhnt haben uns so richtig im Flow sind… Und im nächsten Urlaub geht die Quälerei in den ersten Tagen wieder von vorne los. Ich war auf den letzten Metern zum Auto wirklich todunglücklich, weil ich wusste, dass es jetzt fast vorbei ist…

Nur eine kurze Erfrischung im See und die wohlverdiente Riesenportion Käsespätzle machten den Gedanken etwas erträglicher.

Wir haben in diesen knapp 10 Tagen so viel erlebt…es war wirklich wunderschön. Nebel, Bergseen, Wolkenmeer, stahlblaue Flüsse, endlose grüne Täler, unerreichbar scheinbare Gipfel, die wir doch erreichten, Sonnenaufgang über den Wolken und so viel mehr.

Danke Slowenien, du warst wunderschön. Und hoffentlich bis bald! 🖤

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