Mikroabenteuer: Eine Nacht am See
Schon lange fasziniert mich die Idee des Mikroabenteuers — einfach ein bisschen Abenteuer, ein bisschen Rauszeit, ein bisschen was anderes…und das einfach mitten im Alltag, ohne große Vorbereitung, ohne viel Aufwand und am besten noch vor der eigenen Haustür. Ich kann euch an dieser Stelle ganz wärmstens den Podcast „Frei Raus“ bzw. die entsprechenden Bücher von Christo Förster zum Thema Mikroabenteuer ans Herz legen. Das macht so richtig Lust auf eigene Erlebnisse und Geschichten…
Dem Umstand geschuldet, dass selbst kleinere Reisen ja nach wie vor ausfallen UND wir uns neue Schlafsäcke gekauft haben (nach einer Nacht bei -4 Grad in einem Schlafsack für 15 Grad kam so langsam der Gedanke, ob es nicht sinnvoll wäre, in einen dickeren zu investieren…aber nur langsam!), war die Motivation schier grenzenlos und so beschlossen wir am Gründonnerstag, die Nacht bei uns am See zu verbringen.
Ich malte mir schon den nächtlichen Blick in den atemberaubenden und sternenklaren Himmel, wunderschöne Sonnenauf- und Sonnenuntergänge, dazu einen kuschelnden Hund ganz nah bei mir…. Jaaaaa, so die Wunschvorstellung. Die Realität sah ein kleines bisschen anders aus. mit einer Woche Abstand betrachtet, kann ich aber jetzt stolz verkünden: ich möchte es unbedingt wieder tun!
Aber erst einmal zum Anfang: ganz Mikroabenteuer-like starteten wir erst nach unserem Arbeitstag. Wir packten Schlafsäcke, Isomatte, Kochzubehör, Wasser und allerlei Kleinkram in unsere Rucksäcke und stiefelten los in Richtung See. Schon kurz nach unserer Ankunft am Wasser wurde der Wind rauer und die Wellen höher, aber das veranlasste uns lediglich dazu, unser potentielles Schlafplätzchen hinter eine Düne zu verlagern.
Gekocht haben wir auf unserem Gaskocher traditionell Nudeln und Pesto — das Unterfangen war aufgrund des immer stärker werdenden Sturmes aber auch anstrengend genug. Tatsächlich gab es auch keinen schönen Sonnenuntergang und das Wetter wurde immer ungemütlicher, so dass wir nur noch eine Weile am Wasser saßen, den tosenden, fast ostseegleichen Wellen zuschauten und schließlich noch im Hellen in die Schlafsäcke krochen.
Durch die Dünen waren wir einigermaßen vor den Windböen geschützt; wirkliche Kuschelstimmung wollte aber dennoch nicht aufkommen. Kenai war die ganze Sache scheinbar auch etwas suspekt. Erst fand er es richtig lustig, dass wir dort nun einfach so auf dem Boden lagen und hüpfte ganz in Spiellaune über unsere Isomatten. Irgendwann kam ihm dann aber anscheinend der Gedanke, dass wir das jetzt echt ernst meinen und er bei dem Wetter die ganze Nacht hier am Strand liegen muss… entsprechend vorwurfsvoll dreinschauend platzierte er sich ein paar Meter von uns entfernt im Sand und schmollte.
Das erste Mal geweckt wurde ich durch ein Knurren. Ich lauschte in die Dunkelheit… und aus dem Knurren wurde ein Bellen. Bis ich begriff, dass das Kenai war, vergingen ein paar Sekunden, aber mit einem Schlag war ich hellwach und aus dem Schlafsack, um nachzusehen, was los war. Scheinbar hatte er auch ein bisschen geschlafen… und der kleine Busch in etwa 20 Metern Entfernung sah dann in der völligen Dunkelheit ein bisschen anders aus… auf jeden Fall war das das einzige, das wir finden konnten und nachdem er „das Ungeheuer“ beschnüffelt hatte, wurde er auch sofort wieder ruhiger.
Mit einem etwas mulmigen Gefühl ging es zurück in den Schlafsack. Natürlich weiß ich, dass die Wahrscheinlichkeit, von blutrünstigen Tieren angegriffen oder Axtmördern zerstückelt zu werden in unserer brandenburgischen Pampa doch relativ geringe ist… so ganz überzeugt war mein Gehirn davon aber bis zuletzt nicht.
Dem nächsten Wecker folgte dann keine Panik, sondern eher Resignation — hörte ich auf meinem Schlafsack doch das laute prasseln von Regen. Auch das noch! Der Wetterbericht hatte wirklich sehr viel versprochen… die Realität sah dann aber ziemlich anders aus. Zumindest war da nicht die Rede von Regen gewesen. Aber, positiv sei zu erwähnen: die neuen Schlafsäcke sind offensichtlich (noch) wasserabweisend! Zumindest trocken sind wir also geblieben.
Allgemein war die Nacht aber eher unruhig und das lag in erster Linie an meiner unterirdisch bequemen Isomatte. Da wir unsere gute, aufblasbare Matratze nicht mit an den Strand nehmen wollten, kam eine billige, selbstaufblasende Matte zum Einsatz, die ich aber rein gefühlsmäßig auch getrost hätte weglassen können. So drehte ich mich die ganze Nacht wie ein Dönerspieß, immer auf der Suche nach einer bequemen Liegeposition, und war mehr wach als schlafend.
Am nächsten Morgen wurden wir vom lauten „Kraah!“ eines über uns kreisenden Rabens geweckt. Sorry, Kollege – wir leben noch. Zumindest so halb.
Auch einen schönen Sonnenaufgang suchte ich vergebens. Stattdessen fand ich ganz viel Sand, Matsch und Wasser auf unserer Matratze, im Rucksack, am Schlafsack, in den Augen…
Mit einem leichten Gefühl der Resignation packten wir unsere Sachen und machten uns wieder auf den Heimweg.
Natürlich war das nicht die erholsamste Nacht oder die wunderschönste Erfahrung… Aber es war mal etwas anderes. Wir hatten danach etwas zu erzählen, haben viel gelacht, waren endlich mal wieder eine Nacht „weg“ und hatten eigentlich ein ganz cooles Erlebnis!
Das machen wir sicher bald wieder, hoffentlich dann mit ein bisschen frühlingshafterem Wetter! 🙂