Keep It Wild

Nordwärts -- Unsere erste Norwegenreise

"Let us dance in the sun, wearing wild flowers in our hair and let us huddle together as darkness takes over. We are at home amidst the birds and the trees for we are children of nature."
Unknown

Wo soll ich anfangen…viel zu viel haben wir in den 2 Wochen in Norwegen erlebt. Viel zu viele Eindrücke gesammelt, Fotos gemacht, Momente genossen. Wie wäre es mit einer kleinen Statistik vorab? Quasi die Hardfacts:

  • mit dem Auto gefahrene Strecke: 3.396 km
  • zu Fuß erwanderte Strecke: 169 km
  • Nächte im Auto: 9
  • Nächte in abgelegenen Berghütten ohne Strom und Wasser: 4
  • Nächte im Zelt: 1 (es war einfach zu anstrengend, es bei dem Wetter je wieder trocken zu bekommen)
  • gekochte Nudelgerichte: 12
  • Baden/Duschen im Fluss/See: 5 🥶
  • Duschen mittels Pumpdusche (koordinativ anspruchsvollste Aufgabe aller Zeiten!): 2
  • Waschen/Haarewaschen im Waschbecken eines wundervoll beheizten Wickelraumes: 1
  • Elche: 0
  • Rentiere: 0
  • Eichhörnchen, die mir direkt vor’s Auto gesprungen sind: 3 (keine Hörnchen kamen hierbei zu Schaden. war aber knapp.)
  • Polarlichter: 0
  • Sonnenaufgänge: 0
  • Sonnenuntergänge: 1 💪🏻😂
  • geschossene Fotos: 3.995
  • gefilmte Videos: 405
  • Tage mit trockenen Füßen: 2
  • überquerte Flüsse: ca. 100
  • gesehene Wasserfälle: ebenfalls
  • zu Hause vergessene Ausrüstung: zu viel (hätten wir Hundefutter mitnehmen sollen?)
  • Stürze: 3
  • wunderschöne Landschaft, Ruhe und Freiheit: überall ❤

Was ich vorher nie gedacht hätte: trotz der vielen Fahrzeit, des täglichen Auf- und Abbrechen unseres Nachtlagers, der Unsicherheit, ob wir überhaupt einen schönen Schlafplatz finden und der Sorgen über das Wetter- es war wohl der erholsamste Urlaub, den ich je hatte.

Gelernt habe ich auch, dass man in Norwegen seeeehr viel planen kann, es aber definitiv nicht genauso auch umsetzbar ist. Generell gilt: jede Fahrtstrecke dauert mindestens doppelt so lange wie vorher geplant, irgendwo ist immer eine Fähre, mit viel Glück würden die Besuche von 2 verschiedenen Plätzen an ein und demselben Fjord mindestens 2 Tage in Anspruch nehmen…und das Wetter ist sowieso nie so wie es vorhergesagt war. Von meiner meterlangen To-Do- und To-See-Liste haben wir nur eine handvoll Punkte abhaken können, doch dafür wurden wir mit so vielen unvorhergesehenen und wunderbaren Orten, Erlebnissen und einfach der puren Freiheit beschenkt.

Unsere Reise begann in der Nacht vom 06. zum 07.September. Wir wollten wenigstens noch ein paar Stündchen Schlaf tanken, bevor wir die lange Reise auf uns nehmen. Leider waren wir beide so aufgeregt, dass es uns nur schwer gelang… Trotzdem fuhren wir die ganze Nacht problemlos durch, die Aufregung und Vorfreude waren einfach so riesig. Am frühen Morgen passierten wir das erste Mal in unserem Leben die dänische Grenze und als wir ein paar Stunden später das erste Mal das Meer erblickten, gab es wirklich kein Halten mehr. Auch beim Boarding und Check-In für die Fähre verlief alles problemlos und wir konnten es kaum glauben: nur noch eine kurze Fährfahrt trennte uns von der Weite des hohen Nordens!

Bei der Einreise mit Hund nach Norwegen gibt es ein paar Punkte zu beachten: unter anderem sind eine gültige Tollwutimpfung und eine Wurmkur 120 bis 24 Stunden vor Einreise verpflichtend und man muss sich mit Hund in der „zu verzollen“-Spur einreihen muss. 

Das verlief bei uns aber völlig unspektakulär und so hatten wir nach einer wundervoll ruhigen ersten Fährfahrt das erste Mal norwegischen Wind in unseren Gesichtern.

Lomsesanden

Angekommen in Kristiansand ging es erst einmal in den nächsten Supermarkt, um für den armen Kenai Hundefutter zu kaufen… das hatten wir ja leider im Packstress vergessen. Kann ja mal passieren, so eine Kleinigkeit 😀  Danach ging es aber endlich raus aus der Stadt und rein in die Natur. Unser erster Stopp war der Strand Lomsesanden. Hier gab es eine kleine Halbinsel, unzählige Wege durch die Sanddünen und ganz viel Meerluft um die Nase. Wir kochten mit Blick auf das Meer unser erstes Nudelgericht des Urlaubs  und krochen nach einer kleinen Wanderung bereits in unsere Schlafsäcke.

Ich hätte ja nie gedacht, dass mich das Meer so begeistern könnte. Aber mit den Bergen, Inseln, Steinen, Heide und all‘ diesen unterschiedlichen Anblicken überall kam ich aus dem Staunen gar nicht mehr raus.

Am nächsten Morgen wanderten wir noch eine größere Runde in dieser wunderschönen Küstengegend bevor wir uns auf den Weg zu unserem nächsten Ziel machten:   die Brufjell-Höhlen.

Brufjellhålene

Schon allein die Wanderung zum Brufjellet-Gipfel ist lohnenswert. Tiefblaues Wasser, endlose Weite, zerklüftete Felsenlandschaften… Einfach ein völlig surreal wirkender Flecken Erde. Völlig sprachlos war ich dann aber als ich bei den berühmten Brufjellhöhlen ankam. Und ich spreche hier bewusst in der „ich“ und nicht in der „wir“-Form. Den Weg nach unten zu den Gletschertöpfen konnte Kenai nämlich nicht überwinden, führte er doch über einen kurzen Klettersteig. Das wussten wir vorher und so wechselten wir uns mit dem Staunen ab. Die Höhlen sind wirklich einzigartig und sie ohne eine andere Menschenseele genießen zu können, machte die Sache wirklich perfekt. Unter meinen Füßen die glattgeschliffenen Felsen, vor mir nichts als der Ozean und in meinen Ohren nur das tosende Rauschen der Wellen.

Auf dem Rückweg statteten wir der Sandvika-Bucht noch einen Besuch ab und überlegten kurz, doch einen kleinen Sprung ins kalte Meer zu wagen. Wir entschieden uns aber dagegen, da die Aussicht auf Salz auf der Haut und keine richtige Dusche in den nächsten 2 Wochen doch nicht allzu verlockend klang.

Preikestolen

Die Wettervorhersage stets im Blick, entschieden wir, dass am nächsten Tag das beste Zeitfenster für eins meiner größten geplanten Highlights war: der Preikestolen. Ich wollte unbedingt vor Sonnenaufgang zum Plateau aufsteigen, um die Menschenmassen zu meiden, die sich ansonsten unweigerlich dort ansammeln. Gewünscht hatte ich mir zu diesem Anlass auch noch einen wunderschönen Sonnenaufgang über dem Lysefjord. Ja, wünschen kann ich mir viel. Leider klappt es dann aber nur in den seltensten Fällen… Denn wie auch sonst eigentlich immer, wenn wir uns mit solchen Plänen zu nachtschlafender Zeit aus dem Bett schälen, schoben sich dichte Wolken am Horizont entlang und sorgten dafür, dass das dunkle Blau der Nacht in ein helleres Tagblau überging – von den gewünschten Pastellfarben des Sonnenaufgangs keine Spur. Trotzdem raubte mir bereits der erste Blick auf den Preikestolen beinahe den Atem. Der Blick auf die Felskanzel und vor allem auf den 604 Meter unterhalb verlaufenden Lysefjord waren spektakulär. Ganz allein waren wir an diesem Morgen leider nicht, aber im Gegensatz zu dem nicht endenwollenden Menschenstrom, der uns beim Abstieg entgegenkam, war das gar nichts.

Und für ein paar Sekunden öffnete sich mir zu Liebe dann doch noch die Wolkendecke und die ganze Szenerie wurde in ein unwirkliches Licht getaucht. Hier ist auch mein Lieblingsbild des Urlaubs entstanden: Nur Kenai und ich, hoch über dem Fjord.

Zelten im Paradies

Durch Zufall entdeckten wir auf der Weiterfahrt einen wunderschönen See und – wie für uns gemacht – ein kleines einsames Plätzchen an seinem Ufer, das sich perfekt für uns und unser Zelt eignete. Und so stand nach den vorherigen Nächten im Auto nun endlich unsere erste Zeltnacht bevor. So schön und kuschelig ich es im Auto auch finde…das Zelten ist für mich immer wieder etwas ganz Besonderes und ich würde es allem anderen immer vorziehen. Auch Kenai findet das Zelten am schönsten- er ist quasi immer der erste, der reinmöchte und macht sich dann auf unserer bequemen Matratze richtig schön breit.

Das Wetter war auch super, wenn auch nicht allzu warm. Trotzdem entschieden wir uns, nach den Tagen der behelfsmäßigen Katzenwäsche im Auto, endlich mal ein richtiges Bad zu nehmen. Ich hoffe nur inständig, dass wir bei dem Spektakel nicht beobachtet wurden… Auf jeden Fall fühlten wir uns danach wunderbar sauber, erfrischt und glücklich, kuschelten uns in unsere frischen Sachen und ein paar Decken und verschlangen einmal mehr eine Riesenportion Nudeln. Das alles mit dem Blick auf den See, mit der Ruhe und Einsamkeit um uns herum…hach, schöner könnte ich es mir kaum vorstellen. Die Nacht war wirklich wunderschön und auch unser spartanisches Frühstück am nächsten Morgen hätte toller nicht sein können. In der Natur schmeckt sogar das trockenste Knäckebrot noch wie vom Sternekoch gezaubert. Danach war es aber leider auch schon an der Zeit, unser Zelt abzubauen und uns auf die Weiterreise vorzubereiten. Was uns bleibt, sind die Erinnerungen an diese tolle Erfahrung. Wieder an „unseren“ See zurückkehren können wir leider nicht, denn rückblickend habe ich wirklich absolut keine Ahnung, wo wir an diesem Tag gelandet waren…Wie auf einem anderen Planeten.

Auf dem Dach der Welt

Sehr wohl weiß ich aber, wo wir danach landeten. Denn obwohl ich nach jeder Kurve, die wir in Norwegen nahmen, dachte: schöner kann es nicht mehr werden! – doch, wurde es. Wir hatten noch einen halben Tag Zeit für eine Wanderung und landeten irgendwie an einer Mautstraße. 6 €? Naja, für norwegische Verhältnisse wirklich ein Schnäppchen und so beschlossen wir, der Straße weiter zu folgen und zu gucken, ob es dort schöne Wanderwege gibt. Schon allein die Straße war der Wahnsinn: wir waren als einziges Auto dort unterwegs, überall waren Seen, es ging bergauf und bergab, da war ein Berg, danach wieder ein Blick in ein wunderschönes Tal…und so wäre es gefühlt ewig weitergegangen… Irgendwann hielten wir dann aber doch in einer kleinen Haltenische, schulterten unsere Rucksäcke und machten uns auf den Weg. Und der hätte, wie auch bei den Wanderungen zuvor, nicht schöner sein können. Wohin das Auge reichte, sah man nur kleine Seen, Berge, Hügel, Felsenlandschaften…

Und unser Ziel, den Gipfel Napen, hatten wir nach einer Weile auch schon im Blick. Die Wanderung lohnte sich wirklich, denn oben angekommen fühlten wir uns wirklich wie auf dem Dach der Welt. Der Anblick war einfach gigantisch. Leider mussten wir auch allzu bald wieder den Rückweg antreten und da wir nicht den selben Weg wie hinzu nehmen wollten, entschieden wir uns für einen anderen Abstieg…naja, und die Tatsache, dass wir zwischendurch einem Pfad in ein falsches Tal folgten, führten dann doch noch zu ein bisschen Stress. An dem Tag hatten wir nämlich so ungefähr den einzigen festen Termin des ganzen Urlaubs, nämlich zur Schlüsselübergabe für unsere kleine Berghütte für die nächsten Tage… Den Rest der Tour konnte ich dann nicht mehr ganz so sehr genießen, weil wir uns so beeilten, aber auch hier war es wirklich faszinierend. Der Weg führte entlang hoher Felswände, schlängelte sich durch ein winziges „Dörfchen“ mit verlassen wirkenden Berghütten und immer am nächsten See entlang… Im Endeffekt schafften wir es noch relativ pünktlich zu unserer Schlüsselübergabe…oder man könnte auch sagen, zu unserem nächsten großen Abenteuer…

Die Hütte im Nirgendwo

Verbrachten wir die Nächte davor stets im Zelt oder Auto, hatten wir uns nun für Zwischendurch ein bisschen „Luxus“ gegönnt. Und dieser Luxus wartete am Ende der steilsten Schotterserpentinenpiste unseres Lebens. Ich war selten so stolz auf mein Auto und auf meine Fahrkünste. Vor allem, nachdem der Vermieter mich im Tal mit einem Blick a la „Die Mausi will fahren? Naja dann mal los 😏“ bedacht hatte. Ich kann nicht ansatzweise in Worte fassen, wie abenteuerlich diese 15 Minuten Fahrt waren, aber all‘ das war eh vergessen sobald wir ‚unsere‘ Hütte erblickten.

Diese Hütte hat mich komplett in ihren Bann gezogen. Da war wirklich nichts außer dem Allernötigsten, kein fließendes Wasser, kein Strom, eine Gasflasche für eine kleine Kochplatte, ein Klohäuschen 20m vom Haus entfernt…und 2 Betten (frohe Flitterwochen!! ).. 
Ja: und da waren wir dann. Mutterseelenallein in unserer winzigen Hütte in den Bergen, 3 Tage Regen und keine Aussicht, wanderten ohne Wege zu den schönsten Seen und Hochebenen, badeten im Eisfluss, kochten, schauten, genossen. Noch nie habe ich mich so geerdet und glücklich gefühlt! Das war wirklich ein ganz besonderes Erlebnis, über das ich unendlich glücklich bin. Auf Dauer wäre das aber sogar mir nichts .. ich dusche doch so gerne warm…

Unsere erste Wanderung führte uns die steilen und wildwüchsigen Grashänge hinauf. Meine teuren Regenklamotten waren nach wenigen Minuten komplett durchnässt und das weglose Vorankommen war wirklich unerwartet mühsam. Deswegen legten wir hier auch nicht so weite Strecken zurück wie an den übrigen Tagen. In Punkto Aussicht und Naturerlebnis hingen diese Touren den anderen aber in keinster Weise hinterher. Eher war es noch viel aufregender, weil wir nie genau wussten, was hinter der nächsten Anhöhe wartete und wohin uns unser Weg noch führt. Am ersten Tag war unser Ziel dieser unglaubliche See; von da an machten wir uns aber auch schnell wieder an den Abstieg, denn es begann immer heftiger zu regnen und auch zu gewittern.

Auch am zweiten Tag war das Wetter nicht deutlich besser. Die dicken Wanderschuhe hingen in der vom Ofen warmgeheizten Hütte von einem Balken und trockneten auch so kein bisschen und auch meine übrige Kleidung konnte ich nach wenigen Minuten wieder getrost vergessen… Trotzdem führte uns unser Weg wieder weiter bergan, dieses Mal in eine andere Richtung als am Vortag. Zu unserer Überraschung entkamen wir bald der dichten Nebelwand, die uns an unserer Hütte noch gefangen hielt und traten in den schönsten Sonnenschein. Unter uns konnten wir beobachten, wie sich die Wolken in atemberaubender Geschwindigkeit bewegten und auftürmten. Dieses Mal hatten wir von unserem höchsten Punkt aus einen weiten Blick in ferne Täler und wären zu gerne noch weitergelaufen. Aber die Tatsache, dass wir so nass waren und ohne Wege und Karten nicht wirklich einschätzen konnten, wie lange wir wohl brauchen würden, genossen wir lieber noch eine Weile den Anblick und machten uns anschließend an den Rückweg. Nach wenigen Höhenmetern Abstieg hieß uns der dichte Nebel wieder willkommen und vergrößerte die Freude auf „unsere“ Hütte umso mehr.

Auf den Spuren der Königin - Dronningstien

Mit einem lachenden und einem weinenden Auge verabschiedeten wir uns von der kleinen Hütte in den Bergen und machten uns auf den Weg zu unserem nächsten Ziel: der Dronningstien. Diese Wanderung, die angeblich die liebste der Königin Sonja sein soll, startete für uns mit ein bisschen Hin- und Her und Aufregung. Weise Stimmen hatten uns vorher prophezeit: “ Ihr braucht in Norwegen wirklich kein Bargeld. Man kann überall mit Karte bezahlen.“ Das haben wir dem blöden Briefkasten an unserem Parkplatz hoch über dem Fjord dann auch erzählt…hat uns aber leider auch nichts gebracht. Die App, die man angeblich auch nehmen konnte, verstanden wir nicht…naja, und so fuhren wir die komplette Bergstraße wieder hinunter bis ins Tal, um einen Geldautomaten zu suchen, dann wieder hoch… naja, auf jeden Fall konnten wir irgendwann starten und hatten wirklich einen tollen Tag  auf dem Königinnenweg. Der schönste Sonnenschein wechselte sich ständig mit tiefhängenden schweren Wolken ab und sorgte für eine ganz besondere Stimmung.

Normalerweise ist der Dronningstien als One-Way-Wanderung angedacht. Da wir aber keine Lust hatten, auf den Bus angewiesen zu sein, planten wir ein bisschen um und kehrten nach einer ausgedehnten Tour auf einem alternativen „Weg“ (der erst irgendwie keiner war, obwohl Komoot das versprach) wieder zu unserem Auto zurück.

Auch auf dieser recht bekannten Route trafen wir nur eine Handvoll Menschen… ich glaube, wir hatten wirklich die perfekte Reisezeit für unseren Urlaub abgepasst!

Auf den letzten Metern zum Auto kam uns noch eine tolle Idee: wir kamen ja zwangsläufig nochmal durch Kinsarvik – da könnten wir uns ja mal etwas gönnen und eine Pizza essen gehen! Tolle Idee, fand auch mein Magen. Und beim Wandern reden wir eh meist den ganzen Tag noch von all‘ den schönen Dingen, die wir zu Hause dann essen wollen… Soweit sogut, also. Noch im Gehen suchte ich in meiner Euphorie nach einer Pizzaria oder ähnlichem in der Nähe, wurde fündig und… entschied mich gleichermaßen enttäuscht und geschockt für unser tägliches Nudelgericht vom Gaskocher. 26 € für eine kleine Pizza Margherita war uns doch ein bisschen zu doll. Wir kennen uns doch… eine reicht ja auch auf keinen Fall…

Im Land der Wasserfälle

Das glamouröse Campingleben…

Für unsere nächste Wanderung mussten wir nicht allzu lange im Auto sitzen. Wir suchten uns quasi nur ein Plätzchen für die Nacht und konnten am nächsten Tag zu einer meiner liebsten Touren starten: „Die vier Wasserfälle von Kinsarvik“.

Von der Hochebene der Hardangervidda stürzt sich der Fluss Kinso hinab ins Tal, bis er in den Hardangerfjord mündet. Den ersten der Wasserfälle, den Tceitafossen, trifft man schon kurz nach dem Parkplatz… wenig ansehnlich geht es dann vorbei am Wasserkraftwerk und entlang des dazugehörigen Rohres steil bergauf. Der Weg wird aber schon nach kurzer Zeit wirklich schön. Wir tauchen ein in lichtdurchfluteten Wald, bis das tosende Hintergrundrauschen immer lauter wird und schließlich den Blick auf den zweiten Wasserfall, den Nyastølfossen, freigibt. Es geht weiter steil bergan, über glattgeschliffenen Stein und kleine Waldpfade. Der Fluss schlängelt sich auf der folgenden Hochebene ruhig dahin und das Wasser wirkt bei dem doch recht sonnigen Tag viel zu einladend…

In der Ferne erkennen wir schon den Nykkjesøyfossen, der sich im Schatten der hohen Felswand in die Tiefe stürzt. Wir können es nicht lassen und hüpfen mit Kenai über das teilweise ausgetrocknete Flussbett, von Stein zu Stein und immer dem tosenden Rauschen entgegen, bis ich endlich meine Traumfotos von Kenai vor dem mächtigen Wasserfall im Kasten habe. Rückblickend bin ich mir ziemlich sicher, dass es nur ausnahmsweise und vermutlich aufgrund der Jahreszeit (Anfang Herbst) so leicht war, zum Fuße des Wasserfalls zu gelangen. Auf Bildern des Wasserfalls, die man im Internet findet, ist er sehr viel größer und auch das teilweise ausgetrocknete Flussbett scheint ansonsten einem reißenden Fluss zu weichen.

Noch eine Weile geht es bergauf und dann weiter über sonnengewärmte Steinebenen, bis wir ein schönes Plätzchen finden, von dem aus wir den letzten Wasserfall unserer Tour, den Doppelwasserfall Søtefossen, beobachten können. Nach einem kurzen Mittagsschläfchen und einem Snack machen wir uns wieder an den Abstieg, wobei wir einen alternativen, etwas rutschigen Weg finden und nähern uns so langsam wieder dem Tal.

Die Stelle am Fluss, die uns vorhin schon so einladend vorkam, lag immer noch ruhig und einsam vor uns und so beschlossen wir, unsere abendliche Wäsche einfach vorzuziehen und uns ein bisschen abzukühlen. Das Wasser war eiskalt aber wunderbar belebend und wir fühlten uns danach einfach rundum glücklich.

 

Wieder am Auto angekommen, ging es noch ein Stück weiter in Richtung Hardangervidda, bevor wir uns eine schöne Stelle zum Übernachten suchten, das Auto wie jeden Tag zum Schlafen herrichteten, das tägliche Nudelgericht verzehrten und nach dem einzigen schönen Sonnenuntergang des ganzen Urlaubs glücklich in unsere Schlafsäcke krochen.

Hin zur Sonne

“There’s a sunrise and a sunset every single day, and they’re absolutely free. Don’t miss so many of them.”
Jo Walton

Vøringsfossen

Auch unser nächster Tag stand ganz im Zeichen des Wasserfalles. Auf unserer Liste stand natürlich auch der berühmte Vøringsfossen mit einer Fallhöhe von 183 Metern. Entgegen unserer Erwartung trafen wir auch hier über den ganzen Tag nur eine handvoll Menschen… Wir starteten an der neuen Aussichtsplattform, von der aus man viele unglaubliche Tiefblicke auf die herabstürzenden Wassermassen hat. Eigentlich hätte das schon als Erlebnis gereicht, aber ich wollte noch so gerne ein Foto von Kenai am Fuße des Wasserfalls haben. Und so ging es an den Abstieg. Habt ihr eine Wanderung schonmal….falschrum gemacht? Also beginnend mit dem Abstieg? Ich fand das ganz schlimm. Weil man die ganze Zeit weiß, der anstrengende Part lauert da noch…

Unser Abstieg war auch wenig schön. Es ging zumeist entlang der alten Straße, also ständig auf Asphalt bis ins Tal. Von hier aus führte uns ein kleiner rutschiger Pfad noch etwa einen Kilometer weiter in Richtung Wasserfall und da war dann für uns leider Schluss. Eine kleine Hängebrücke, die man nutzen musste, um zum Aussichtspunkt zu gelangen, war gesperrt. Ein bisschen enttäuscht drehten wir wieder um, nur um kurze Zeit später festzustellen, dass auch unser Weg durch das Måbødalen gesperrt war. Soweit, so ungut. Wir fanden allerdings einen alternativen Pfad entlang des Fluss, der aber wirklich eher Pfad als Weg war und ständig über riesige Geröllfelder führte, in denen man sich nur anhand von kleinen Steinmännchen orientieren konnte. Trotzdem kamen wir irgendwann an unserem tiefsten Punkt an und konnten den Rückweg BERGAUF beginnen. So schlimm wie gedacht war es dann ja auch nicht. Der Weg war wirklich schön, man hatte immer wieder tolle Blicke zurück ins Tal und an dem Punkt des Urlaubs waren wir schon wieder so gut bergtrainiert, dass es uns zum Glück keine größere Mühe bereitete. Trotzdem. Den Bergauf-Part habe ich schon gerne als erstes erledigt…

Unendliche Weiten - Die Hardangervidda

Die Hardangervidda- die größte Hochebene Europas. So richtig weiß ich gar nicht, was ich über sie erzählen soll. Man muss sie auf jeden Fall gesehen haben! Nach den 1,5 Tagen, die wir hier etwa waren, kann ich aber auch sagen: hab ich gesehen. Unendliche Weite, viele viele Seen, sanfte herbstbraune Hügel, Steine… ja, und das wirklich soweit das Auge reicht.

Am Abend drehten wir eine kleine Spazierrunde hier und schliefen dann wenig romantisch in einer Haltebucht neben der einzigen Straße. Am nächsten Tag machten wir im Nieselregen eine größere Runde, die auch wirklich schön war und mich begeistert hat. Aber ich könnte mir nicht vorstellen, gar mehrere Tage am Stück durch diese Fjelllandschaft zu wandern. Natürlich haben wir nur einen kleinen Einblick erhascht und wissen nicht, wie es abseits der straßennahen Wege aussieht, aber ich für meinen Teil fand das recht eintönig. Aber wie gesagt: für eine einfache Wanderung unglaublich schön und sehenswert!

Auf den Spuren des Herbstes im Nationalpark Hallingskarvet

Waren zuvor die ersten Anzeichen des Herbstes schon zögerlich zu erkennen, so schlug er uns an unserem nächsten Ziel seine Farbenpracht geradezu um die Ohren. Im Hallingskartvet-Nationalpark erstrahlte alles in den schönsten Orange-, Gelb- und Rottönen und machte unsere Wanderung schon allein optisch zu einem echten Genuss. Wir starteten vom gleichnamigen Parkplatz aus in Richtung  Hivjufossen; dieser zweistufige Wasserfall war von einigen Aussichtspunkten und dann auch von ganz nah zu sehen. Er stellte aber nur den ersten Wegpunkt auf unserer geplanten Tour dar. Trafen wir auf den wenigen Kilometern zum Wasserfall noch den einen oder anderen Menschen, hatten wir von da an völlig unsere Ruhe. Es ging durch die atemberaubende Natur des Nationalparks- durch endlose rotverfärbte  Blaubeerbüsche, durch Flüsse, über Brücken und dabei den Hallingskarvet-Gebirkskamm stets im Blick. Die erhofften Rentiere sahen wir auch an dem Tag leider nicht, trotzdem hatten wir eine wunderschöne Wanderung, die ich danach auch als die für mich schönste des ganzen Urlaubs auserkor.

Regentage in Ål

Für unsere fast letzten Tage hatten wir uns noch eine kleine Hütte gemietet. Dieses Mal leider nicht ganz so abgelegen wie die erste, Menschen sahen wir in den 2 Tagen dort trotzdem keine. Das könnte aber durchaus auch am Wetter gelegen haben, denn wie auch bei unserer ersten Hüttenauszeit gab es hier ganz viel Regen, Nebel und hier auch noch eisige Kälte obendrauf. Einen Versuch für eine größere Wanderung starteten wir am 2. Tag, doch sie endete mit einem gefühlten Nahtoderlebnis meinerseits. Temperaturen um den Gefrierpunkt und Hosen, die bereits nach 100 Metern mit Wasser vollgesogen sind, vertragen sich scheinbar nicht so gut.

Also verbrachten wir den Großteil unserer Zeit in der für uns viel zu großen Hütte, heizten, erwärmten Wasser für unsere Pumpdusche (was für ein Erlebnis und eine kognitiv anspruchsvolle Aufgabe!! :D), kochten (Nudeln), spielten Brettspiele und genossen einfach die Ruhe… so gerne ich auch mehr draußen unterwegs gewesen wäre – die Zeit in der Hütte war mindestens genauso schön und wichtig.

Heimwärts

Man soll ja bekanntlich dann aufhören, wenn es am schönsten ist. In diesem Fall war ich aber wirklich nicht bereit dafür. Nur gut, dass ich meinen Heimreiseschmerz ein bisschen verteilen konnte, ging es doch erstmal knapp 500 km zurück nach Süden. Berge und Seen wechselten sich mit dichten Wäldern ab, die Temperaturen stiegen auch langsam wieder an und wir vertrieben uns die Fahrtzeit mit Podcasts und Essen. Hätte ich mir etwas für unsere letzte Nacht in Norwegen wünschen können…ich glaube, ich hätte es mir genau SO ausgemalt. Wir fanden auf unserer Tour eine wunderschöne Stelle am See. Wie für uns gemacht: Platz für mein Auto, direkt am Ufer, ungestört und als Bonus konnten wir dort auch guten Gewissens ein kleines Lagerfeuer machen. Irgendwann brach dann die Nacht über uns herein und es waren nur noch das Rauschen der Wellen und das Knistern des Feuers zu hören. So glücklich wie an dem Abend war ich wirklich selten. 🤍🔥

Am nächsten Morgen verbrachten wir noch ein bisschen Zeit am auch im Tageslicht wunderschönen See mit Bergpanorama, bevor es für uns das letzte Stück zurück Richtung Fährhafen in Kristiansand ging. 

Konnte ich es auf dem Hinweg kaum abwarten, auf die Fähre zu kommen, ging mir das Boarding dieses Mal viel zu schnell… und auf der Fähre konnte ich auch meine Tränen nicht mehr zurückhalten. Der Abschied von einem Urlaub fiel mir noch nie so schwer. Aber ich bin mir auch ganz sicher: wir kommen wieder.

Danke, Norwegen – es hätte nicht schöner sein können! 

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